Gründer machen die “größten Fehler” bei der Finanzierung nicht allein

Letzte Woche hat sich Neil Rimer von Index im WSJ unter dem Titel “Euer größter Fehler ist die Finanzierung” an die deutschen Gründer gewendet.  Neil beobachtet, dass zu viele interessante Start-ups eine Kapitalstruktur aufweisen, die sie für Anschlussfinanzierungen unmöglich machen. Die Beobachtung ist völlig richtig. Der Adressat ist falsch gewählt. Investoren sind nicht ganz unschuldig.

Das Problem von Angebot und Nachfrage I

Der Markt hängt von Angebot und Nachfrage ab. Wenn wir beobachten, dass Start-ups vergleichsweise wenig Geld bekommen und dafür viele Geschäftsanteile abgeben, spiegelt das den Markt wieder: Es gibt deutlich mehr Start-ups auf Kapitalsuche als Mittel auf Seiten der Kapitalgeber.

Wenn wir dies in Deutschland sogar in der Seedphase beobachten, die sich im Vergleich zu den späteren A, B und C Phasen in den letzten Jahren gut entwickelt hat, ist dies ein weiterer Beleg dafür, dass wir weit von der Kapitalausstattung anderer Märkte (z.B. London) entfernt sind. Egal. Ein anderes Thema.

Gründer ohne Alternative

Dies vorausgeschickt fällt es schwer, Gründern einen Vorwurf zu machen. Häufig gibt es nur den einen Investor, der zur Finanzierung bereit ist. Entweder wir nehmen jetzt das Geld oder wir sind pleite, ist das wiederkehrende Gründermotiv. Investoren sind sich dessen und somit der eigenen Verhandlungsposition bewusst und handeln entsprechend dem Gesetz von Angebot und Nachfrage.

Das Problem von Angebot und Nachfrage II

Es mag sich jetzt etwas idiotisch anhören, aber dafür bin ich nur Jurist: Der deutsche Markt folgt zu sehr Angebot und Nachfrage.

Was meine ich damit?

Neils Botschaft lautet doch eigentlich: Wenn Ihr so weiter macht, machen wir hier keine Anschlussfinanzierungen mehr. Also muss ich doch nicht nur als Gründer, sondern auch als Investor ein Interesse daran haben, dass nach meinem Investment nicht die Sintflut, sondern eine Anschlussfinanzierung kommt. Wenn ich mir also in jeder Runde das nehme, was ich maximal bekommen kann, ohne an die Anschlussfinanzierung zu denken, habe ich mich kurzfristig an das Gesetz von Angebot und Nachfrage gehalten und gefährde mittelfristig mein gesamtes Investment.

Der internationale Kontext: Wenn man die Londoner hierzu befragt, werden sie sagen, dass sich Investoren in England ebenso wie die Investoren in Deutschland verhalten könnten. Auch dort gibt es mehr Start-ups auf der Seite der Nachfrage als angebotenes Geld. Sie tun es aber nicht, da sie die Lehre aus dem Einfluss der Kapitalstruktur auf die Anschlussfinanzierung bereits gezogen haben. Das Potenzial hier in Berlin ist größer als an jedem anderen Ort in Europa – London eingeschlossen. Es gibt so viele kleine und einfache Dinge, die wir uns andernorts abgucken können. Bald haben wir sie. 🙂

 

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